Mittwoch, 4. April 2007

Die Familie II

Im ehemaligen Sudetenland im Frühjahr 1945 entlädt sich bei vielen tschechischen Menschen der aufgestaute Hass gegen alle Deutschen. Es gab Rache, Vergeltung, Gewalt und Rechtlosigkeit. In dieser Zeit verloren ca. 9000 Menschen ihr Leben. Die provisorische tschechische Regierung verabschiedete am 29.März 1946 die Dekrete Beneschs. Damit wurden bis zum Jahre 1947 drei Millionen Deutsche zum Verlassen des Landes gezwungen.


Doch wo hin mit den Vertriebenen. In der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR wurden sie offiziell "Umsiedler" bzw."ehemalige Umsiedler" und "Neubürger" genannt. 1950 waren dies dort etwa 4,3 Millionen Menschen. In den vier Besatzungzonen Deutschlands kamen rund 12 Millionen Vertriebene bis 1949. Es ging bei den Vertriebenen um das Überleben, wenig Nahrung, kein Wohnraum und Kleidung fehlte.





















Familie Melcher vor Dachwohnung














Johann Grohmann war noch nach schwerer Krankheit im Jahre 1944 in Schanzendorf gestorben.
Franziska Grohmann heiratete am 23.12.1944 Franz Melcher. Beide wurden sie im August 1945 von Parschnitz ausgewiesen. Sie kamen am 20.08.1945 in Aschersleben an und bekamen eine kleine Dachkammerwohnung. Dort trafen sich auch später Liesl und Alois.

Tante Liesl ging 1947 wieder nach Westdeutschland, bekam Arbeit und eine Wohnung in Frankfurt am Main, Eppsteiner Strasse 39.







































Mein Vater Alois heiratete in Aschersleben, arbeitete als Tischler und wohnte dann in der Georgstrasse bei einem Kleinbauer.

















Weihnachten 1954

















Freunde aus Parschnitz zu Besuch























Oma Fanny mit Ingrid und Karl-Heinz 1955

Großvater Heinrich starb am 01.11.1945 in Parschnitz. Mit Großmutter Filomenia ging Anni nach Nazzar bei Eisenach. Filomenia Demuth starb dort am 16.03.1948.

Dienstag, 3. April 2007

Die Familie I

Es ist schon bekannt das unsere Familie aus dem Sudetenland stammt und Tante Liesl ihre Kinder und Jugendzeit in der Heimat des Rübezahls verlebte. Trautenau, Parschnitz, Schanzendorf und Welhotta das war die Heimat meines Vaters und Tante Liesl.






















Haus in Welhotta Nr.32.


Tante erzählte oft von den strengen Großeltern in Welhotta und ab und zu , nach einem Fläschchen, schwärmte der stolze Großvater mit seinem Orden von der K.u.K. Armee.





















Heinrich Demuth * geb. 18.10.1868 ... + gest. 29.10.1945 in Parschnitz
Vater von Gustav, Alois und Franziska.

Alois Demuth bei K.K Artl. Krakau 4/5. Marschkompanie
Vater von Anni (Bätzold) und Liesl (Wunsch)


Der Landstrich war mal österreichisch, ganz kurz mal preußisch dann tschechisch und deutsch.
Die Industrie war sehr entwickelt und in Parschnitz gab es ein großes Elektrizitätswerk, die Spinnereien Walzel und Haase, Eisendreherei, Schlosserei, an der Schlesinger Straße die Eisen und Metallgießerei Heinrich Kasper sowie eine Leinen und Baumwollweberei, zwei Mühlen, eine Brettsäge, zwei Steinbrüche und vier Ziegelein.




Hochzeit am 30.11.1918 in Trautenau ; Franziska und Johann Grohmann.
Eltern von Liesl und Alois Grohmann.















Tante Liesels Mutter war von 1926 bis 1944 als Weberin in den mechanischen Webereien "Willy Menzel" und "Josef Pfefferkorn" beschäftigt.


















Franziska 1925 ........Johann Grohmann 1919 in Tschechischer Uniform;



Familie Grohmann 1930; ( Liesl, Mutter Fanny, Alois )









Es gab im Sudetenland viele fleißige Menschen. Die Kriege und Vertreibung haben Stadt und Landschaft verändert. Die vertriebenen Menschen haben in ihrer "neuen Heimat" mit viel Mühe und ihrer Tüchtigkeit eine neue Existenz gegründet.


Dienstag, 30. Januar 2007

Tante Liesl Beamtin auf Lebenszeit

Die Tätigkeit bei der Deutschen Post war sehr vielseitig. Mit großem Mut und Energie kam Sie in viele Bereiche der Post zum Einsatz. Eine kleine Aufstellung kann das belegen:

1948 - 1961 Fernmeldeamt"1" in Frankfurt am Main
4 Jahre Fernamt (Schrankdienst)
4 Jahre Verstärkeramt NF und TF (Betriebsdienst)
5 Jahre Rundfunkübertragungstelle (Schalt-, Meß-, Überwachungsdienst)








..... 1955 Postbeamtin auf Probe.....
..... 1956 Postbeamtin auf Lebenszeit.....
















1961 - 1963 Fernmeldezeugamt in Frankfurt am Main
1 Jahr Hausverwaltung (Mitarbeiter des Stellenvorstehers)
9 Monate Personalstelle
3 Monate Anweisungstelle (Rechnungsprüfung)




1963 - 1964 Fernmeldebau in Frankfurt am Main
7 Monate Personalstelle (Kranken und Urlaubsvertretung auf allen Plätzen)

1964 - 1977 Fernmeldeamt Rottweil
- Organisationstelle
- Fernsprechbuchverlagstelle
- Anweisungstelle (Bearbeitung von Kabelrechnungen und Entschädigungnachweisen)
- Gebürenüberwachungstelle
- Anmeldestelle für Fernsprecheinrichtungen (als Aufsicht)





1977 - 31.12.1984 (Ruhestand) Fernmeldeamt in Konstanz
- Erster Mitarbeiter BF und zugleich Aufsicht (A 9)

Mittwoch, 24. Januar 2007

Leben von Tante Liesl 1945 bis 1956

Das letzte Jahr vor Kriegsende war für unsere Tante wie bei vielen Wehrmachtsangehörigen turbulent und Schicksalshaft. Sie kam im August b1944 in ein Auffanglager nach Augsburg und noch im November wurde Sie nach Malcesine(Italien-Gardasee) zur Einheit"Eskulab 7" versetzt.
Im März 1945 kam Tante noch als Nachrichtenhelferin nach Alfi bei Verona zum dortigen General der Flakeinheit. Und am 09.05.45 bis 09.08.45 , wie schon geschrieben, war sie in Südtirol in Gefangenschaft.

Sie konnte als Sudetendeutsche nicht mehr in Ihre Heimat zurück. Also suchte sie sich Arbeit und wurde bei einem Bauern in Floß bei Weiden im Haushalt tätig. Dort blieb Sie bis 12.November 1945. Kam wieder in eine Familie in Weiden bis 1946.



Erst im Herbst 1946 bekam Tante ein Lebenszeichen von Ihren Eltern.Sofort fuhr sie zu ihnen nach Aschersleben in die Ostzone. Bis ende März 1947 lebte Sie dort. Dann ging es wieder nach Westdeutschland, nach Obershausen, Kreis Offenbach und bekam dort eine kleine Wohnung.





















Vom 19.Mai 1947 bis 18.August 1947 war Sie dann bei der amerikanischen Zensur(Civil Censorship US-Army) in Offenbach, als Postprüfern angestellt. Nachdem diese Einrichtung aufgelöst wurde, kam Sie in eine Maschinenfabrik als Telefonistin.( Fa. Friedrich Schmalz)





Ab 01.02.1948 bis 30.11.1955 war Tante Liesl als Postangestellte der Deutschen Bundespost im Fernmeldeamt, Frankfurt am Main, tätig.
















Teil 3 folgt

Sonntag, 14. Januar 2007

Montag 15.01.2007

Besuch im Pflegeheim bei meiner Tante war Sonntag angesagt. Die Krankheit schreitet fort. (Demenz bei Morbus Alzheimer) Trotz Medikamente und sehr guter Pflege.
Doch an manchen Besuchstagen kommen alte Erinnerungen auf, nicht sehr lange, doch ich habe schon so viel in den vergangenden Jahren gehört und kenne den Schluss.








Einiges ist dann doch wieder neu. So kamen wir Gestern an einem Wohnhaus vorbei mit sehr viel aufgestapeltes Brennholz. "Das hatten wir zu Hause am großen Haus in Parschitz auch".
Meine Tante ist 85 Jahre alt und hat in Ihren Leben viel erlebt.

Lebenslauf meiner Tante

Vielen Menschen im Sudetenland erging es vielleicht auch so. Hier möchte ich als Anerkennung und Dankbarkeit den ersten Abschnitt Ihres Lebens dokumentieren und mit Bildern zeigen. Es gibt bestimmt noch Bekannte und Freunde die Sie und sich erkennen und wir würden uns freuen über einen Kommentar.


Geboren 1921 in Parschnitz, Kreis Trautenau, Böhmen. Tochter des Maurers Johann G. und seiner Ehefrau Franziska (Fanny) geb.Demuth.








1927, mit 6 Jahren kam Sie in die Volksschule und anschließend 3 Klassen Bürgerschule mit Erfolg.














Als Lehrling ab Herbst 1935 bis Herbst 1938 im Schokoladengeschäft "Leon Moniroff".

























Ab 1938 wurde ein Pflichthaushaltsjahr bei Familie Halbhuber geleistet. Dann ein halbes Jahr zum Reichsarbeitsdienst in Kleinwandris bei Liegnitz. (Niederschlesien)

Danach bis 1942 Lebensmittelgeschäft J.Kraus und Wäschegeschäft "Anni Midikenda"in Trautenau.

Der Krieg war schon lange da und die jungen Frauen sollten auch ihre Pflicht erfüllen. Alle Frauen in die Munitionsfabrik, doch meine Tante hatte keine Lust dazu. Also meldete sie sich als Luftnachrichtenhelferin ab Februar 1942. Sie wurde nach Stubendorf, Kreis Oppeln eingezogen. Es folgte eine 6 wöchige Grundausbildung als Fernsprecherin in Breslau.
















Sie wurde zur Luftverteidigung-Nachrichten-Abteilung, später umbenannt in Ln-Abt.1/81, abkommandiert. Kommandierender General der deutschen Luftwaffe in Rumänien war General Gerstenberger. Die Ln.Abt.81 war zum Fernsprech-Fernschreib-und Funkbetriebsdienst beim Stabe des Kommandierenden Generals und auf anderen Luftwaffenvermittlungen eingesetzt.


Der Einsatz in Rumänien, Jugoslawien und Italien ging am 09.Mai 1945 zu Ende. (amerikanische Gefangenschaft) Genau am 09.August 1945 wurde Sie in Auebach bei Nürnberg nach Weiden (Oberpfalz) entlassen........Viel später trafen sich einige der Ln-Abt.1/81 in Bochum am 08.09.1985 wieder.












/Teil 2 folgt/